Rund 800 Menschen demonstrierten am Samstag, den 02.03.25 in Bad Münder gegen Fremdenhass, Demokratiefeindlichkeit und den zunehmenden Rechtsruck in Deutschland. Unsere Gesamtschuldirektorin Malihe Papastefanou hielt vor dem Rathaus eine sehr bewegende Rede
,Ich musste lange überlegen, als wer ich hier spreche: als Tochter eines Mannes mit Migrationshintergrund, als Ehefrau eines Griechen, als Mutter dreier deutscher Kinder, als Landesbeamtin oder aber als Direktorin einer multikulturellen Schule?’ Jede dieser Perspektiven sei relevant; dennoch, so betonte Frau Papastefanou, spiele ihre Position im Kontext der Bewegung gegen Rechts letztlich keine Rolle: ,Ich möchte als Mensch sprechen’, denn schließlich zähle in einer Demokratie die Stimme des einzelnen. Ebendieses Recht sei derzeit jedoch massiv bedroht von demokratiefeindlichen Menschen, die Hass, Diskriminierung, Ausgrenzung und Abschiebung propagierten. ,Ich begreife einfach nicht, wonach sich diese Menschen sehnen’, bemerkte sie mit einer klaren, signifikanten Stimme – woraufhin die rund 800 Zuhörer innehielten. ,Was soll denn in einer Welt von Hass und Destruktion besser sein?’ fragte sie eindrucksvoll und fuhr fort: ,etwa, dass Deutschland komplett in Schutt und Asche lag? Dass über 70 Millionen Menschen qualvoll ausgerottet wurden?’
Die Blicke der Demonstrant*innen sprachen Bände, vielen Menschen kamen die Tränen. Es wurde überaus deutlich, dass es tatsächlich ,fünf vor zwölf’ ist in Deutschland.
Daraufhin vollzog Malihe Papastefanou einen gelungenen Perspektivwechsel und erhob die Stimme des Protests für und mit allen Anwesenden: ,Ich möchte in dieser Welt, die Liebe, Begegnungen, wundervolle Ereignisse, Musik, Kunst und Freude bereithält, friedlich leben.’ Zustimmung zeichnete die Gesichter der Zuhörenden, begleitet von einem lauten Applaus. Eine Realisierung dieses gemeinsamen Wunsches erfordere eine klare Haltung und Bewegung gegen Rechts, erklärte sie und schloss sich hiermit ihren Vorrednern Dietmar Adler (Pastor in Bad Münder und Mitwirkender des Arbeitskreises gegen Ausländerfeindlichkeit), Diana Rosenthal (Leiterin der Sozialraum AG Bad Münder) sowie der Stellvertreterin des Bürgermeisters.
Die starken Stimmen gegen Rechts und für ein freies, sicheres Leben aller Menschen wurden vom Historiker Dr. Kai Witthinrich abgerundet und gleichwohl mit einer Warnung und Appell versehen: Hoffen, dass sich der bedrohliche Rechtsruck zurückbilden könne, reiche nicht aus. Die Parallelen zwischen der heutigen Zeit und den Anfängen des Nazi-Regimes seien erschreckend. Bewegungen und klare Zeichen seien erforderlich, um die Wiederholung der Vergangenheit zu verhindern, betonte er. Die Menschenkette, die im Anschluss an die Reden um den Stadtkern Bad Münders gebildet wurde, ist sicherlich als ein Schritt in dieser Bewegung anzusehen.
von Maike Behrends