Am Freitag, den 20. März 2015, stehen viele Schülerinnen und Schüler in der 3. und 4. Stunde auf dem Schulhof. Einer von ihnen hält eine Pappscheibe mit einem kleinen Loch gegen die Sonne. Er schaut auf den Boden und beobachtet das Bild, das sich ihm bietet: Eine Abbildung der Sonne, zu diesem Zeitpunkt nur sichelförmig, nicht rund…
An einem anderen Tag wird im Unterrichtsraum ein Geiger-Müller-Zählrohr eingeschaltet. Beim ersten deutlich hörbaren Impuls erschrecken Schüler: Ist es nicht besser, den Raum zu verlassen?
In der nächsten Stunde werden von einer anderen Klasse Stromkreise aufgebaut: Wo soll nun welches Messgerät hin? Wie liest man die Stromstärke ab?
Im Physikunterricht beschäftigen wir uns mit vielen in Natur und Technik vorkommenden Themen. Die Sonnenfinsternis und ihre Beobachtung gehört zum Themenbereich Optik, der Einsatz des Geiger-Müller-Zählrohrs findet bei der Erarbeitung der Kernphysik statt. Magnetismus, Stromkreise, Energie, Geschwindigkeit, Kräfte, Halbleitertechnik, Thermodynamik – All dies sind Beispiele für Themengebiete, die es zu erarbeiten gilt. Dabei beobachten, experimentieren, messen, zeichnen und rechnen wir. Alltagserfahrungen, technische Geräte und Naturphänomene werden untersucht und an ihnen physikalische Gesetzmäßigkeiten erfahren und erarbeitet.
Die Physik steht nicht für sich allein, sie ist verwoben mit geschichtlichen Entwicklungen, gesellschaftspolitischen Problemstellungen, biologischen oder chemischen Inhalten, so dass sich erst durch einen Fächerübergriff ein vollständiges Bild ergibt. Atommodelle aus dem Chenieunterricht helfen, die Vorgänge in elektrischen Leitern, Halbleitern und Isolatoren zu verstehen. Zum Thema Energie gehört die Problematik der Klimaerwärmung und die daraus resultierende politische Diskussion. Ohne die biologische Wirkung der ionisierenden Strahlung, die von radioaktiven Substanzen ausgeht, kann die Diskussion um Kernkraftwerke, Kernwaffen oder den Einsatz von Radiologie in der Medizin nicht ausreichend verstanden und bewertet werden.
Durch Einbeziehung solch komplexer Aspekte arbeiten wir im Physikunterricht mit an einem wichtigen Ziel der Naturwissenschaften:
„Auf der Basis des Fachwissens erhalten die Schülerinnen und Schüler Gelegenheit, ethische Maßstäbe zu entwickeln. Gleichzeitig fördert der naturwissenschaftliche Unterricht auch die ästhetische und emotionale Beziehung der Schülerinnen und Schüler zur Natur. Die jungen Menschen werden durch den Unterricht befähigt, selbständig Sachverhalte zu erschließen und sich zu orientieren sowie Verantwortung für sich, für andere und für die natürliche Umwelt zu übernehmen.“
(Kerncurricula für das Gymnasium, die Realschule und die Hauptschule , Schuljahrgänge 5-10, Naturwissenschaften, Niedersächsisches Kultusministerium 2015, S. 5 (Gy), S. 6 (RS), S. 6 (HS), wörtliches Zitat aus dem KC für das Gymnasium)