KGS Bad Münder

Rechtspopulisten Paroli bieten – wie geht das?

Auf einer Landesversammlung in Hannover erlernten KGS-Schüler Handwerkszeug für den demokratischen Diskurs und die Dialektik gegen Rechts.

Im Rahmen unseres Schule ohne Rassismus/Schule mit Courage-Projektes nahmen am 04.12. vier Schülerinnen zusammen mit Frau Behrends und Frau Sievers an dem Landestreffen in Hannover zum Thema „Rechtspopulismus bekämpfen. Demokratie und Menschenrechte in den Schulen stärken“ teil. Rund 300 Teilnehmer, darunter erfreulich viele Schüler und Schülerinnen, wurden hierzu in ein großes Hotel eingeladen, um sich intensiv mit Themen und Fragestellungen zu Populismus, Demokratie und Menschenrechten auseinanderzusetzen.

Nachdem der neue niedersächsische Kultusminister Grant Hendrik Tonne die Veranstaltung eröffnet hatte, stellte der Journalist und Buchautor Olaf Sundermeyer einen Ausschnitt aus seiner Dokumentation namens „Die Stunde des Populisten – die AfD greift nach der Macht“ vor. Eindrucksvoll entlarvt dieser den „Machtplan“ der rassistischen Partei AfD. Diese Partei, erläutert Sundermeyer, sei erschreckenderweise  in der Mitte unserer Gesellschaft angekommen und  nicht mehr als marginalisierte Partei für vereinzelte Rechte oder sogenannte Wutbürger zu verstehen. Rechtsanwälte, Professoren, Ärzte und ja, auch Lehrer gehörten der Partei an, die in mächtigen Positionen und Institutionen, im Rechts- und Verwaltungssystem tätig seien.

Vor dem Hintergrund des zunehmenden Rechtsrucks und im besonderen der steigenden Fremdfeindlichkeit sei der fortwährende demokratische Diskurs unerlässlich, erklärt Sundermeyer.

Doch was heißt das konkret für uns Lehrer und Lehrerinnen, Schüler und Schülerinnen?

„Es muss einfach mehr Zeit und Raum gefunden werden für konstruktive demokratische Diskurse. Politische Bildung ist nicht nur Aufgabe der Politiklehrer sondern sollte die einer jeden Lehrkraft sein. Wenn beispielsweise Bedarf an der Diskussion über Tagesthemen und Krisen besteht, dann soll das auch im Mathematikunterricht möglich sein“, betont Politiklehrer und Mediator Helmoldt Rademacher von der Deutschen Gesellschaft für Demokratiedidaktik.

Insbesondere brauche man Zeit und Raum, aber auch eine gewisse Taktik – gerade, wenn rechtspopulistische Äußerungen und Parolen die politische Diskussion dominieren sollten. Eine solche Taktik besteht laut Dr. Thomas Thielen in einer an die Dialektik angelehnte Gesprächsmethode, die schlicht damit arbeitet, die Widersprüche populistischer Aussagen aufzulösen.

Beispielsweise enthalten scheinbar harmlose allbekannte Äußerungen wie „Ich habe nichts gegen Fremde. Selbst einige meiner besten Freunde sind Fremde. Mittlerweile gibt es aber ja wirklich ganz schön viele Ausländer hier. Aber sowas darf man hier in Deutschland ja nicht mehr sagen“, zahlreiche Widersprüche. Angefangen damit, dass der Sprecher sich offenbar in Deutschland befindet und es bereits gesagt hat, obwohl man jenes ja angeblich nicht mehr sagen darf. Und sobald es sich um Freunde handelt, sind es wohl keine Fremde mehr, oder?

Mit ebendiesen Widersprüchen in der Begrifflichkeit als auch der Aussage an sich könnte man Populisten und Hetzer aufs Glatteis führen und sie mit einer „wieso-weshalb-warum“-Fragerei vorführen, rät Thielen. Denn sobald es konkret wird, verschlägt es vielen Hetzern die Sprache.

Dies gilt es nun auszuprobieren, falls uns demnächst eine solche oder ähnliche Parole begegnen sollte.

von Maike Behrends

Themen: Allgemein, Projekte, Schule ohne Rassismus (Permalink)

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