Am 29.09.2018 wurde der Tag der Kulturen auf dem Schulgelände der KGS gefeiert.
Der Aktionsmonat namens Bad Münder fair-wandelt sich fand am 29.09. seinen Höhepunkt in dem Tag der Kulturen, der fröhlich und friedlich an und in der KGS zelebriert wurde. Es war der elfte Tag der Kulturen im Kreis Bad Pyrmont und glücklicherweise fand er diesmal an unserer Schule statt – sodass sich, wie schon im Jahr 2016 zum multireligiösen Fest, das Schulgelände in einen äußerst bunten und vielseitigen Festplatz verwandeln durfte.
Der Dreh- und Angelpunkt des Aktionsmonates war das Thema „Vorurteile“ vorwiegend gegen andere Kulturen. Vor dessen Hintergrund wurde einiges auf die Beine gestellt, um Vorurteile abbauen zu können.
Im Landkreis Hameln Bad-Pyrmont leben Menschen aus 115 Nationen zusammen; und viele dieser Menschen nutzen die Möglichkeit, ihre kulturspezifischen Rituale, Tänze oder kulinarischen Köstlichkeiten zu präsentieren, sodass es anderen ermöglicht wurde, einen Einblick in deren Leben zu bekommen.
Es bedarf dieser realen interkulturellen Begegnungen, um auch den eigenen Vorurteilen zu begegnen und sie schließlich dekonstruieren zu können. Es ist wichtig, stets zu überprüfen, ob und inwieweit man gerade selbst voreingenommen ist oder bereits vorschnell ein – meist schlechtes und ungerechtfertigtes – Urteil über jemanden, der anders erscheint, gefällt hat.
In diesem Kontext schilderte Gesamtschuldirektorin Malihe Papastefanou, die unter anderem das Außenbühnenprogramm an diesem Tag moderierte, eine eigene Erfahrung zum Thema Vorurteile: „Während einer Busfahrt mit meinen Kindern fiel mir eine Gruppe junger Männer mit Migrationshintergrund durch einen nicht sehr gehobenen Sprachgebrauch – um es deutlich zu sagen: `heftiges Herumgeprolle`- negativ auf.
Später stiegen sie mit uns aus dem Bus aus. Als mein Sohn nach dem Aussteigen in eine gefährliche Verkehrssituation geriet, kam ihm einer der Männer zu Hilfe und brachte ihn unversehrt zu mir mit den Worten: `Bitteschön. Ich hab einen kleinen Bruder. ` Ehrlich gesagt hätte ich anfangs nie gedacht, dass gerade dieser Mann meinen Sohn retten würde.“
Frau Papastefanou weist mit ihrer Anekdote auf zwei sehr wichtige Aspekte in Bezug auf den Umgang mit Vorurteilen hin. Erstens zeigt diese Geschichte, persönlich und direkt erzählt, dass wir unsere eigenen Vorurteile eingestehen, sie benennen und als solche einordnen müssen. Nur so können wir eine Distanz zu ihnen zu schaffen, sie aus einer entfernteren Perspektive betrachten, reflektieren – und schließlich loswerden. Zweitens steckt in ihrer Geschichte eine plausible, aber extrem wichtige Erkenntnis: Es gibt viel mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede zwischen den Menschen verschiedenster Kulturen, wenn es um Wesentliches geht. Und häufig haben Begegnungen zwischen den Menschen ein starkes Gefühl der Solidarität inne – wie in der Rettungsaktion im Straßenverkehr deutlich wird.
In diesem Sinne fanden mehrere buntgemischte Events auf der Außenbühne wie die traditionellen Tänze der Jesiden aus Shingai, tamilische Tänze sowie die Tänze der Cheerleader „Blue Pearl Cheers“ statt. Während der Vorstellung konnten die Besucher kalte und warme Getränke sowie Köstlichkeiten aller Art bei herrlicher Herbstsonne genießen.
Außerdem konnten sich die Kinder auf einer Hüpfburg oder auf Holzgefährten austoben. Zeitgleich gab es im Schulgebäude auf der Hauptbühne traditionelle Trommelmusik von „Afrika United“ aus der Gemeinde Bad Pyrmont, besinnliche Lieder vom jüdischen Chor „Shalom“, Kindermusik vom syrisch-deutschen Verein in Hameln, die Saz-Gruppe des Alvetischen Kulturvereins sowie den Sinti Jazz und vieles mehr zu hören und sehen. Neben dem umfangreichen Musikprogramm bestand die Möglichkeit der Information und Beratung zu verschiedenen Themen von beispielsweise dem Integrationsrat Bad Pyrmont, dem Familienbüro des Landkreises und dem Frauenzentrum Hameln.
Der thematische rote Faden durch das Programm und den Nachmittag war immer wieder deutlich zu erkennen: interkulturelles Verständnis, Solidarität, vorurteilsfreies Handeln.
Vor diesem Hintergrund wurde auch der Preis der Zivilcourage durch den Präventionsrat verliehen. Er ging an Martina Eickstädt, die bei einer Paddeltour einen Mann vorm Ertrinken gerettet hatte. Während dieser Tour auf der Leine waren vier Boote gekentert. Ein Mann geriet in einen Strudel; Frau Eickstädt zog ihn aus dem Wasser und riskierte ihr eigenen Leben. Gesamtschuldirektorin Malihe Papastefanou sprach ihre Bewunderung für diese mutige, selbstlose Tat aus.
Es war schön zu sehen, dass trotz der sich zurzeit häufenden Schreckensmeldungen über fremdenfeindliche Aktionen in Deutschland ein solcher Tag voller Frieden, Ruhe und Respekt absolut möglich ist. Ein treffendes Fazit zum Tag lieferte meine kleine Tochter auf meine Frage, ob ihr der Tag gefallen habe: „Ja, warum? Alle waren sehr nett.“
von Maike Behrends